
“I was living down the line
I'm wondering where in the
world Alicia Keys could be”
…
Nun – gestern war sie in Frankfurt und dachte ich bislang, dass Bob Dylan mit seiner Anspielung und seinem Bezug auf Alicia Keys grundsätzlich etwas positives gemeint hat, bin ich nun – ganz persönlich - zu einer prinzipiell anderen Auffassung gekommen.
Der Mann kann das doch nur ironisch gemeint haben?!
...
Schon das alleinige Warten auf die Topkünstlerin war eine Tortur.
Zunächst ein DJ, der nervtötende Lieder remixte und dann – was fast noch schlimmer war – ein Jamal (ich nenn ihn jetzt mal mit Nachnamen Doe, da mir entfallen ist wie sein eigentlicher Name ist – jedoch hat er gewiss einen.)
Jamal Doe sang erquickende Lieder mit Zeilen wie:
„Girls have skin.
That is so smooth.
Girls have hair.
That is …”
S.T.I.N.K.L.A.N.G.W.E.I.L.I.G.
…
Nachdem die vier Technikmänner in die höchsten Höhen der Frankfurter Festhalle gezogen wurden, um dort immer hübsch akkurat die Lichtspots auf die Künstler zu werfen, ging es los. Mit nem Film.
Zunächst war ich unterhalten. Dann gelangweilt. Dann – letztlich – genervt.
...
Handlungsort: Alicia Keys „Heimatkirche“
Handlungspersonen: Pastor, Pastor, Pastor und eine stumme Alicia, die demütig mit dem Kopf nickte.
Handlungsziel: „Alicia! Go into the World and reach for the star!“
…
Der Pastor hielt eine langweilige Predigt, die man nur deswegen ansehen könnte, weil der Pastor Alicia Keys so sehr ins Gewissen redete und man die Übersetzungsarbeit vom Englischen ins innerliche Deutsche vollziehen musste.
Ja – ich würde es als Predigt bezeichnen, die das Thema Alicia Keys hatte.
Er redete auf sie ein, die da ganz harmlos und gelangweilt vor ihm stand und von ihm ausgesandt wurde, um die Welt zu beglücken.
...
Nach gefühlten fünf Stunden ging dann die Schiebetür in der Mitte auf und Alicia Keys war – wie durch ein Wunder, denn gerade eben war sie ja noch in ihrer Heimatkirche – in der Frankfurter Festhalle. Gejohle. Gekreische. Und ich überlegte, ob sie die Festhalle just in diesem Moment zu ihrer Kirche machte und rollte mit den Augen. Innerlich und Äusserlich.
Und sie sang, bzw. schrie irgendein Lied, was ich nicht kannte, was ich nie wieder hören will und was so unmelodiös war wie es prätentiös war in ihr Mikrofon.
Und sie tanzte ... Sie tanzte mit den Tänzern und bewegte sich zur Musik. Das ganze Konzert über hatte ich immer wieder die tiefe innere Frage in mir:
„An was erinnert mich ihr Tanzstil?“
Immer wieder schaute ich da herunter, denn ich sass im ersten Rang, beobachtete ihre Hüftbewegungen und ihr Springen und Hüpfen über die Bühne und immer wieder fragte ich mich: „An was... An was nur... erinnert mich ihre Tanzerei?“
Ich glaube am allermeisten erinnerte mich die ganze physische Aufregung an eine kleine Kuh... Nein- Nein – an ein Kalb. Das klingt besser.
Ein junges Kalb, was eine Ahnung hat wie das Laufen funktioniert, aber es noch nicht wirklich gut beherrscht. Ein liebenswertes Kalb. Ein nettes Kalb. Ein gutes Kalb. Aber eben ... ein Kalb.
...
Die magische Schiebetür in der Mitte war dazu da das „Piano“ von Alicia hin- und wieder wegzubringen (oder auch Alicia nachdem sie sich umgezogen hatte- oder auch Nebel herauszuspucken) und ich habe ihr keinen Moment so geglaubt wie den als sie sagte:
„I only want to play my Piano“
Und ich finde: Genau das sollte sie tun.
Warum hüpft und springt sie, wenn sie die Kraft des Publikums in jenen Momenten auf sich ziehen kann, wo sie an einem statischen Ort sitzt und nur in ihr Mikrofon singt?
Vermutlich zwingt ihr Manager sie dazu? Die Plattenfirma?
Oder ... was weiss ich.
...
Zwei Stunden viel und laute Gesingerei, Tanzerei und Hopserei. Und immer wieder ihre Sätze, die sie fast wie Mantras wiederholte:
„I want to do something meaningfull in Life.“
“I want to be somebody.”
Und immer wieder tausend Fotos von Alicia, wie sie früher aussah…
Vielleicht bin ich da ja zu pragmatisch, aber: Steht sie da oben nicht auf der Bühne? Und vor allen Dingen... ist das Konzert nicht ausverkauft?
...
Der ganze Abend sollte wohl den Werdegang von Alicia Keys darstellen.
Die Anfänge... bis zu dem Jetzt.
„The Journey“
Und ... es gab einen roten Faden... Den Pastor, der dann letztlich nocheinmal auftauchte und dem Publikum sagte:
„You are a star. You can change...“
Obama lässt grüssen...Und die Frage, ob man eine solcherart amerikanische Show eins zu eins in Europa machen kann?
Vielleicht bin auch einfach zu dämlich, um das Konzept des Abends verstehen zu können und zu wollen.
Vielleicht liegt es schlichtweg daran, dass ich Europäerin und keine Amerikanerin bin.
Es war einfach ...
Zuviel
Zeugs...(und zu laut.)
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