Ein Haus, Ein Hund mit Namen Simba und der Commercial Drive

All meinen Mut zusammengerafft und die Nummer von Betsy gewählt. Betsy, die mir geschrieben hat, dass sie ein Zimmer für relativ wenig Geld zur Verfügung hat. Für mich...
Ganz allein...

Natürlich kostet es mich Unsummen über Umwegen aus Kanada nach Kanada zu telefonieren, aber die Umstände unter denen man hier lebt, zwingen einen dazu manches Mal auch so etwas zu tun. Am Montag schaffe ich mir doch eine Kreditkarte an. Ohne geht es hier anscheinend nicht...
Was in Europa die Bankkarte ist hier die Kreditkarte.

"Ja. Das Haus willst du sehen. Es ist wirklich ein Charakterhaus!" (wobei die Kanadierinnen unter Charakterhaus anscheinend alles verstehen, was über 50 Jahre alte ist, weswegen ich mich davon nicht weiter beeindrucken lasse.)
Und zu dem Charakterhaus ist es wohl in etwa eine Stunde, denke ich bei mir und hoffe, dass es nicht allzu schlimm wird. Sie gibt mir Richtungen und Direktionen - in welchen Bus wann und wie einzusteigen ist und dass ich, wenn ich bei der Hasting Street umsteige ja meine Tasche festhalten soll!

Meine Mitbewohnerin ist krank (naja, wenn der Vermieter nicht heizt und es in der Nacht um die Null Grad sind und ausserdem die Decken relativ dünn kann das schon passieren) und so geht sie nicht zur Arbeit, sondern kommt mit: Zur Hausbesichtigung...

Natürlich steigen wir falsch aus, da die Busfahrer es nicht für nötig erachten auf touristisch unerschlossenen Wegen, anzusagen, wo man sich gerade befindet und wir befinden uns mitten in Chinatown, wo man nicht nur fremde Gewürze und tausend Arten von Reis bestaunen kann, sondern auch getrockneten Gecko aufgespiesst von einem Holzspiess.
Die Straßenschilder sind auf englisch, französisch und chinesisch und wenn man mal ein europäisch aussehendes Gesicht sieht, dann ist es entweder zahnlos oder sonstig heruntergerockt.

Das ist also die Hasting Street. Schnell die Tasche festgehalten und zur Bushaltestelle, wo wir in die 10 Richtung Hasting fahren müssen. Die Busfahrerin kann uns leider nicht sagen, ob wir im richtigen Bus sitzen und so ist es, zumindestens auf meiner Seite ein langes Bangen, bis wir endlich an "PLAYWORLD" vorbeikommen. Eine Art Hansapark en miniature und ich weiss: Hier sind wir Richtig.

Da wo McDonalds ist aussteigen. Dann hoch die STrasse und wir irren ein wenig die
Triumph Street (wenn das mal nicht ein treffender Name ist) herum, bis wir an einem Haus ankommen, in dessen Haustür ein wunderschöner grosser Hund sitzt, der uns entgegenläuft, begrüsst und sofort gestreichelt werden soll.

"This is Simba. He wants to be peted. I am Betsy."
Eine Kanadierin, wie ich mir immer Kanadierinnen vorgestellt habe kommt uns entgegen. Weissblonde kurze Haare, starkes Auftreten und die ersten Worte meiner Mitbewohnerin waren:
"Oh my god. You have beautiful eyes."

Sie zeigt uns das Haus, was tatsächlich wunderschön ist und einen Kamin und ein Bad mit einer unglaublichen Dusche hat und einen Hund und eine Katze und einen Garten mit Tisch, auf dem ein Aschenbecher steht. Und einen Blick auf die BErge und zehn Minuten zu Fuß zu nem Strand und zwanzig Minuten mit dem Bus downtown und ...
überhaupt.

Betsy zeigt uns das Haus und wir beide hoffen, dass das zweite Zimmer nicht zu teuer wird.
Da müssen wir noch handeln - weil - irgendwie verstehen wir uns gut - mit unserem Europäerinnen sein - und ehe wir es uns versehen, haben wir eine Einladung nach Whistler in der Tasche.

"Ich fahre da morgen hin. Vielleicht habt ihr Lust mitzukommen? Ich muss da n paar STunden arbeiten und in der Zeit guckt ihr euch Whistler an."
"JAAA."
"Und morgen ist der "Autofreie Tag von Vancouver" da müsst ihr auf den Commercial Drive gehen. Das ist unglaublich dort. Das werdet ihr geniessen. Wir fahren dann so gegen Mittag los. Ruft mich an. Und jetzt wollen wir auf dem Commercial Drive frühstücken. Wir nehmen euch dann mit."

Über einen kleinen Umweg (Betsy rief: "Habt ihr schon einen Kanadischen Yardsale gesehen?" und biegt ehe wir es uns versehen links ein, wonach wir auf einen Miniflohmarkt stoßen) landen
wir auf dem Commercial Drive.

Die bunte Zelle von Vancouver.
Maler auf der Strasse, europäischen Cafés, Secondhandläden und ...
mein erstes Kanadisches Buch...

Und morgen ... morgen gehts nach Whistler

Keine Kommentare: