Jobinterview und neuer Job

„Lieben Sie auch Kaffee? Dann haben wir hier den richtigen Job für Sie! Melden Sie sich bei („tüddellüh“).“

Wenn jemand Kaffee liebt, dann jawohl ich (und Rebecca), denke ich bei mir und schreibe genau das in der Mail. Natürlich mittlerweile ein bisserl verschroben und den amerikanischen Verhältnissen angepasst.

In etwa:

„Ich liebe und bete die Magie der Kaffeebohne an und ohne sie könnte ich mein alltägliches Leben nicht bestreiten.“

Hatten sich vorher niemals Menschen auf meine Antworten bei Craigs List gemeldet, so klingelt hier bereits nach einer Stunde das Telefon:

„Hallo. Spreche ich mit Marianne?“

„Ja.“

„Wegen des Jobs. Also wir haben eine Filiale in Yaletown und eine auf Davie Nähe Yaletown.“

„Okay. In welche soll ich kommen? Morgen um eins?“

„Klar. Alles gut.“

Er beschreibt mir noch ein klein wenig den Weg, wobei ich nicht zuhöre und mir nur: „Hamilton Ecke Davie“ aufschreibe und mich auf GoogleMap verlasse.

Und ich lege auf – mit dem sicheren Gefühl, dass schon alles gut werden wird, wenn man einmal begriffen hat, wie man sich auf dem hiesigen Jobmarkt zu präsentieren hat. Fünf Wochen hat es gebraucht. Jetzt vermeine ich zu wissen wie der Hase läuft, seine Haken schlägt und den Igel dann doch schlussendlich besiegt.

Am nächsten Tag mache ich mich also auf – gen Yaletown, irre ein wenig herum, verlaufe mich erwarteterweise einmal mehr und bin dann – weil ich die Verlauferei einkalkuliert habe – pünktlich gegen 13 Uhr im Café.

Ein langhaariger blonder Alternativer stellt sich als „Manager Martin“ vor und ich schüttele ihm die Hand.

Aha. Hier habe ich mich also beworben.

Ein Fair Trade Coffee Shop, der zahllose Auszeichnungen gewonnen hat und in dem es um diese Zeit ein wenig langweilig und „succe“ zugeht. Hier ein Barista sein.. Also jemand der für die grossartige Kaffeemaschine zuständig ist? Nun ... ich räuspere mich einmal kurz und versuche mich dann auf Martin zu konzentrieren.

„Ja. Irgendwie hat mein Bauchgefühl gesagt: Vancouver ist es! Das ist der Grund!“

Heute sage ich mal die Wahrheit. Ansonsten flüchte ich mich ja immer in irgendwelche rationalen Begründungen. Aber seitdem ich mit dem Psych in einem Haus wohne, traue ich mich immer mehr zu sagen, was ich wirklich denke.

Gut – Gut. Ich gehe nicht soweit zu sagen:

„Ich habe zufällig mal ne Sendung auf VOX gesehen, wo über Work and Travel in Kanada gesprochen wurde und wobei am Rande erwähnt wurde, dass sie einen bis 35 mit diesem Visum hineinlassen. DANN hat mein Bauchgefühl Yhipphie geschrien. Und zwar viel lauter Yhipphie als bei der Aussicht auf ein Jahr Australien. Das Visum für Australien hatte ich nämlich schon. Doch seitdem ich das Visum habe, habe ich allen erzählt, dass ich nach Vancouver gehe. Nüscht anderes. Prinzipiell will ich ja einmal durchs ganze Land ...“

Das erzähle ich alles nicht. Stattdessen räuspere ich mich kurz und schaue Martin so tief in die Augen wie es irgend geht und es ist an ihm sich zu räuspern.

„Räusper. Willst du mal hören, was so unsere Philosphie ist?“

„Klar.“

„Also wir versuchen den Raum zwischen Produzent und Konzument so klein wie möglich zu halten. Unsere Firma hat also direkten Kontakt zu den Kaffeeproduzenten in Afrika. Unsere Becher lösen sich nach sechzig Tagen auf ....“

Er fährt fort und hört nicht auf damit. Und ich versuche zuzuhören und versuche nicht zu vermitteln, dass ich das alles schon weiss – und mag nicht wieder mit: „Ich komme aus Deutschland. Da gibt es einen großen Markt von Faire Trade.“ kommen.

Doch stattdessen kommt er damit:

„Deutschland ist der größte Markt in der Welt für Faire Trade Kaffee.“

Ich nicke nur und verabschiede mich dann von ihm.

Nett war es mit Martin.

Doch als mir meine Mitbewohnerin erklärt, was ein Barista alles zu tun und zu lassen hat und als ich dann in meinem Mailpostfach einen Arbeitsplan für die nächste Woche fürs Aquarium finde...(ja- dort hatte ich hingeschrieben und angefragt, ob sie mich bräuchten) und ich dort für 35 Stunden die Woche eingeteilt bin, gehe ich einfach NICHT ans Telefon, als Martin mich am Montag anruft... lasse es klingeln ... und ... Ach die Davie Street und der Baristajob kann mir gestohlen bleiben...

Lieber noch n bisschen Fotografieren und Kaffee kaufen...

Und morgen – morgen geht’s los im Aquarium. Auf zum kleinen weissen Belugawalbaby...


„Wollen Sie ein Photo von sich und dem Belugawalbaby?“ höre ich es schon aus meinem Munde ertönen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ich hätte auch gerne ein Foto vom Beluga-Baby----uuuuuuuuuhi!

jo

Anonym hat gesagt…

Hüstel, Hüstel! Ich hoffe dir ist nichts zugestoßen...#

jo