Arbeit im Aquarium


Ich habe heute gerechnet.

Wenn wir 1000 Fotografien machen, dann sind das ungefähr 3000 Menschen, die wir fotografieren.

Wenn wir 1000 Fotografien machen, dann sind das ungefähr 5000 Menschen, die wir gefragt haben, ob wir von ihnen ein Foto machen dürfen.

Wenn wir 1000 Fotografien von 3000 Menschen machen und ungefähr 5000 Menschen gefragt haben, dann habe ich in den letzten fünf Tagen mit 25 000 Menschen gesprochen.

Kein Wunder, dass ich so erledigt bin, dass ich mit keiner einzigen Menschenseele kommunizieren möchte und am allerliebsten nur noch „WUFF“ machen würde.

Skurrile Frage allerorten und dämliche Fragen überall.

Die Frage:


„What is grey, wrinkled and adorable.“ (antwort: The Belugababy)

kann ich nicht mehr hören und die Fragen:

„Wie lange hat das Aquarium offen?“ (bis sieben)

„Wann ist die nächste Walshow?“ (wir haben keine, was kann man von einem zweimonate alten Beluga erwarten?!)

„Ist es hier immer so voll?“ (ja. Es ist Saison)

„Wo ist das nächste Badezimmer?“ (sie sind gerade daran vorbeigegangen)

bringen meinen Magen zum rotieren.

Das schlimmste sind jedoch nicht die Touristen. Die haben zumeist gute Laune. Das schlimmste sind die Mitarbeiter und wenn ich „Social Studies“ zu Kanadiern betreiben, dann kann man an ihnen sehen, was Kanada zu einem so stolzen, guten und wunderbaren Land macht.

Amy ist 17, pickelig, sehr weiss und kommt ursprünglich aus Südafrika (also eigentlich aus Holland). Sie ist diejenige, die zumeist vollkommen angepisst ist und diesen Tonfall, den ich auch damals in einer anderen Zeit an Ambellina so verabscheute, an den Tag legt, der mich schier zur Weissglut treibt.

(ich glaube ich war genauso ... „Aber ich habe doch gestern schon den Geschirrspüler ausgeräumt. Warum muss ich das schon wieder tun?!“)

Trotzdem... Amy hat meistens schlechte Laune und will die wenigste Arbeit tun und wenn sie die Menschen bittet ein Foto zu machen, dann rattert sie die Fragen nur so herunter.

„hallo. Wir machen heute ein Spassfoto („Funphoto“ - ausgesprochen FANNNFODDO). Treten sie hier herüber – dann machen wir das.“

Ich habe ihr schon des öfteren gesagt, dass viele – wenn nicht SEHR viele Menschen ins Aquarium kommen, die englisch nur radebrechen können und von denen man nicht erwarten kann, dass sie sie auf Anhieb verstehen. Aber Amy hat nur die Schnute verzogen und macht weiter ihren Job. Nicht sehr gut...

Man merkt, dass sie aufblüht, wenn ihr Fragen gestellt werden. Fragen, wie:

„Wo ist die Tropic Zone“ oder „Wie geht es dem Beluga Baby?“

Dann verschwindet sie und die Kunden, die ich gerade an den Greenscreen herangewunken haben, stehen dort wie bestellt und nicht abgeholt, während ich ... immer wieder angefressen von ihrer Art rufe: „Amy. Photo.“

Am Wochenende arbeite ich am liebsten. Dann ist die „Upper Class“ nicht da. Dann ist die „UpperClass“ von Showtimes Aquarium im wohlverdienten Ruhezustand und wir anderen können den Laden schmeissen. Dann ist es nicht so, dass wir sieben Stunden stehen müssen, sondern wir lösen uns ab.

Ich verkaufe die Fotos für ne Stunde, dann gehe ich wieder raus und fotografiere, dann ist Puasue, dann verkaufe ich wieder ...

Wenn die UpperClass da ist, dann bleibt nur das Fotografieren.

Die Upperclass kommt aus der Ukraine und heisst Mavash (sie sieht auch so aus) und kommt aus dem iran und heisst Maryam.

Die Damen sind ungefähr so alt wie ich, machen das schon ein paar Monate und haben es geschafft aufzusteigen. Vom simplen Fotografierer zum Verkäufer. Oder Verkäuferin... Was auch immer.

Und sie kommandieren herum. Bewegen sich nur das allernötigste und haben beide ziemlich hohe, radebrechende Stimmen, die ich beide nicht ertragen kann.

Lieber eine Amy, als eine Mavash, die vor dem Kopierer sitzt und zu mir sagt:

„Marianne. Könntest du mir die Fotos geben?“

Die Fotos liegen direkt unter ihrem Stuhl und ich schaue sie verwundert und mit grossen Augen an, da ich nicht glauben kann, dass sie das ernst meint.

Sie hat so eine Stimme, wo ich – wenn ich eine Kundin wäre – gleich den Rückzug antreten würde, schlichtweg sagend:

„In diesem Tonfall nicht!“


Maryam dagegen, die wenn man sie fragt woher sie käme antwortet:
"Aus Persien" ist so eine aufgestylte Tussi, die mich wie das siebte Weltwunder ansieht. Wie Du hast einen magister und bist erst zwei Monate hier... Warum kannst du so gut englisch?!
und die mich fragt:
"Mein Mann ist Manager bei 7 eleven. Wenn du einen zweiten Job brauchst, dann sag einfach Bescheid."
Puhhhh....
Langsam hängt mir meine Überqualifiziertheit zum halse heraus...
und ich hätte gern ein "europäisches Gespräch"

Also ... suche ich mir mal wieder einen neuen Job.

Und bis ich einen neuen habe, besuche ich die Delfine jeden Tag und Grüße sie von Euch...

Und bis ich einen neuen habe, schleuse ich alle Bekannten für umsonst hinein...

Noch ein, zwei Wochen ...

Dann habe ich auch die Seeschildkröte gesehen.



Und ausserdem - was kann man von den Kanadiern erwarten, wenn der Georgienkrieg auf Seite 8 unter der Überschrift: "The World" auf einer achtel Seite abgehandelt wird.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

sssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö sssssswwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwweeeeeeeeeeeeeeeeeeettttttttttttttttttttttttttttt....