Gone for Good...

Ich habe diese Jungs schon in der Schule gehasst.
Diese wichtigtuerischen, unreifen Jünglinge, die Montags morgens in die Klasse kamen und laut davon tönten, wieviel sie denn am Abend vorher gesoffen hätte.
“Ich konnte kaum mehr stehen.”
“Ich war so besoffen, dass ich auf der Strasse eingepennt bin.”
“Ohh man, ey.”
“Und dann diese blonde Ziege...”
Wenn sie nicht davon sprachen wieviel sie getrunken haben (ohne daran zu sterben, obschon es ohne Zweifel an jedem Wochenende ein hauchdünne Angelegenheit gewesen war und sie nur mit viel viel Glück nocheinmal mit dem Leben davongekommen sind)
sprachen sie davon mit welchem Mädchen sie abgestürzt sind.

Ehrlicherweise (und das erkläre ich nicht, um meine Arroganz zu rechtfertigen, sondern nur um klarzustellen, dass ich in dieser Angelegenheit arrogant bin. Ob das nun gut ist oder nicht vermag ich nicht zu beurteilen. Sollen das ruhig andere tun)
muss ich an dieser Stelle einfügen, dass ich mit dieser Spezies Mann oder Junge oder wie auch immer man es nennen kann, nicht wirklich viel zu tun hatte.
Ich fand sie dämlich.
Punktum.
Schlichtweg dämlich und richtete nicht wirklich viele Worte an sie.
Vielleicht hat das auch mit dem grundlegenden Unterschied zwischen Kiffern und Säufern zu tun. Und ich war eher ersterem und nicht letzterem zugeneigt.
Diesen (vielleicht sogar ideologischen) Graben im Denken und Sein habe ich nie überwunden...
Nicht dass ich in der Zwischenzeit nicht auch gelernt hätte zu trinken.

Zurück zum Text:

Zumeist ging das dämliche Angeben mit einem dämlichen Machotum einher, welches ich fast noch schlimmer fand.
“Dann habe ich die und die flachgelegt.”
“Dann wollte sie mich und ich war zwar nicht zu besoffen, aber ich wollte halt nicht.”
“Linda ist verliebt in mich. Hast du die mal angesehen. Die sieht so Scheisse aus!”

Die Sorte junger Mann die Frauen in Skalen einteilt.
Skalen von eins bis zehn oder Skalen von dünn bis dick.
Die stolz auf ihre Potenz sind und sich selbst für unglaublich intelligent halten.

Dass nun gerade ich mit solch einem Archetypen zusammenwohne oder zusammengewohnt habe ist nicht nur lächerlich und grauenhaft ...ich würde sogar soweit gehen es irgendwo zwischen Masochismus (warum musste ich auch in die Basementsuite umziehen. Selbst Schuld!) und Sadismus meines kleinen Schicksaals (warum muss hier auch alles so teuer sein und ich zuwenig Geld haben um umzuziehen)
in Kanada

Wenn meine eindeutige Kritik:
“Du bist so ein Macho!”
ein dämliches Lächeln seinerseits und den dämlichen Kommentar
“Ja, ne?” zur Folge hat, ist dem nichts mehr hinzuzufügen.

Oder doch?

Lange Zeit versuche ich ihm zugute zu halten, dass da irgendwo ein guter Kern in ihm ist und daß er ein lieber Kerl ist, aber die letzte Konversation die wir haben, bringt mich letztlich dazu ihm keine einzige Träne hinterherzuweinen und ihn als dämlichen, anstrengenden, rücksichtslosen australischen Macho in Erinnerung zu behalten – der noch dazu ein arroganter Saftsack ist.

“Ich denke, dass Du Dir an diesem Punkt widersprichst.”
“Warum?”
“Ich erkläre es dir...”
Und er erklärt lang und breit warum ich mir wiederspreche. Ich glaube, dass er mich missverstanden hat und möchte ihm erklären, warum er sich irrt...
Doch er unterbricht mich, lehnt sich zurück und setzt dieses selbstgefällige Lächeln (welches ich hasse wie die Pest) auf und sagt dann:

“Ich wünschte wir könnten diese Diskussion auf deutsch fortführen, denn ich glaube, dass Du Dich nicht wirklich klar ausdrücken kannst und ich Dich deshalb falsch verstanden habe.”
“Aha.”, antworte ich und will wieder (wie es meiner Art entspricht) erklären, warum er mich falsch verstanden hat.
Ich weiss es genau. Weiss genau welcher der Punkt ist, den er nicht verstanden hat. Es ist ein abstrakter Punkt...Eine Unterscheidung, die nicht leicht zu begreifen ist.

“Ich glaube einfach nicht, dass dein englisch gut genug ist, um Dich mit mir streiten zu können. Deshalb möchte ich nicht mehr weiter diskutieren.”
Ich schlucke und schaue ihn sprachlos an. Muss aber doch nachfragen:
“Du willst mit mir nicht mehr weiter diskutieren, weil ich – deiner Meinung nach – nicht gut genug englisch spreche, um mich verständlich zu machen?”
“Ja.”

Der Schlag hat gesessen und der letzte Rest Symphatie schwindet dahin.
Meine imaginäre Tür zu ihm – die ich immer noch einen Spalt offengehalten habe – klappt zu. Mein Respekt – den ich trotz dem ganzen anstrengenden Zeugs mit ihm – wachgehalten habe verschwindet abrupt und ich sehe ihn mit neuen Augen...

Der junge Mann, der über sich sagt:
“Es ist wunderbar ICH zu sein. Ich mag mein Leben.”
und ich weiss...
Ich habe diese Jungs schon in der Schule gehasst... Vielleicht hat es ja nichts mit Arroganz meinerseits zu tun ...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Versenke in ihm Ozean :D