Nun bin ich also draussen aus dem dreckigen Chinesenhaus und obwohl es sich verdammt gut anfühlt dort weg zu sein, so ist es doch auch ein seltsames Gefühl. Wieder etwas neues, anderes...Ein Zimmer in Betsys Triumph Haus. Doch als Übergang zunächst ein Zimmer in Betsys Coquitlam (oder wie das heisst) Haus und von dort aus am frühen Morgen mit dem Westcoastexpress (mit dem auch der Heutejounal Fuzzi gefahren ist und einmal Kanada durchquert hat) nach Vancouver downtown gefahren und dort am Waterfront Center einen Blueberry Muffin gegessen und einen Kaffee getrunken.
Die Fahrt mit dem Zug war – abgesehen von dem „Tschut-Tschut“ des Westcoastexpress und der Landschaft durch die der Zug fuhr, wenig aufregend.
Dieselben Vorortgesichter, wie im Rhein Main Gebiet, die den ersten Zug in Richtung Frankfurt nehmen. Dieselben Anzüge, dieselben Ipods, dieselben Handys, dieselben übermüdeten und gelangweilen Gesichter.
Banker und Besserverdiener, die es sich erlauben können in einem reichen Vorort wie Coquitlam zu wohnen und es sich ausserdem leisten können nicht die Skytrain (für 5 Dollar), sondern den Zug (für 7 Dollar) zu nehmen.
Aber für das „Tschut-Tschut“ und die Landschaft waren die zwei Dollar es allemal wert.
Der Blueberry Muffin jedoch (ohren auf jörg!) ....
„ohhhhhhh...“
Mir sind ja die kleinen Dinge wichtig. Und der erste Blueberry Muffin, war eine spektakuläre Angelegenheit und ich bin ihm in einer Millisekunde verfallen. Vermutlich war der, den ich probiert habe nicht wirklich spektakulär und es gibt noch unglaublichere, jedoch war schon der erste – mein aller-aller-allererster Blueberrymuffin ein Genuss von kosmischen Ausmaßen.
Heute wusste ich tatsächlich schon (manchmal), wo ich mich gerade befinde und wie ich von einer Seite zur anderen komme ohne mich ganz und gar zu verirren. Gut – gut – ich habe mich schlußendlich doch verirrt.
Wer weiss schon genau in welche Richtung man zu gehen hat. Außer Vancouveranerinnen und Vancouveranern. Oder anderen Kanadiern.
Ich habe ja die Vermutung, dass der Menschenschlag in Vancouver ein grundsätzlich anderer ist, als der in Rest Kanada. Vermutlich haben sie mit den restlichen auch nicht wirklich viel zu tun – oder anders herum. Egal.
Langsam verstehe ich ihre Sprache...kann übersetzen, was:
„You have to go south. Only a few blocks.“ eigentlich bedeutet. Nämlich – nicht wirklich eine Erklärung, sondern großartige Verwirrung meinerseits.
Wo um Himmels willen ist Süden? In meinem Land geht die Sonne irgendwo anders unter und dreht nicht densselben Kreis. Oder doch? Was weiss ich von elliptischen Sonnenbewegungen. Für mich ist das alles verkehrt und es verwirrt mich nach wie vor und immer wieder.
Unter „A few blocks“ ist zu verstehen, dass man einen zwanzig minütigen beschwerlichen Weg vor sich hat, der durch Baustellen (JA – OLYMPIA 2010) und über zwanzig Vogellaute von sich gebende Kreuzungen führt, bis man sich schlußendlich auf „Seymour Number 23459“ befindet. Wo man im Zweifel gar nicht hinwollte.
Ausserdem sagen sie, wenn sie aus den Bussen aussteigen: „Dankeschön!“ zum Busfahrer und es scheint die Regel zu sein, dass es an jeder Ecke einen Starbucks und einen Obdachlosen gibt .
Heute habe ich tatsächlich das erste Mal einen Obdachlosen übersehen. Fast übersehen...Er saß mit gekreuzten Beinen auf dem Boden direkt neben einer Ampel.
Mit den üblicherweise langen Haaren und langem Bart, von ausgemergelter Statur und mit einem Pappschild, wo nur : „I need food!“ gekritzelt stand. Fast übersehen. Als gehörte wie ganz selbstverständlich zum Stadtbild dazu.
Erst als ich zufällig nach links sah, sah ich ihn dort sitzen und erschrak.
An jeder Ecke ein Obdachloser und ein Starbucks. Das scheint hier die Regel zu sein. Viele junge Obdachlose („I am broke. Please give me some money. Sincerly Lisa“) und viele betrunkene Männer um die vierzig, die ich nicht einschätzen kann.
Gerade sitze ich hier in einem grossen, wunderschönen Haus mit Whirlpool im Garten - so einem Whirlpool, den man bei den Sims Teil 2 als eines der teuersten Gimmicks kaufen kann und wo sie sich nicht nur erholen, sondern sich außerdem noch näherkommen.
Genauso ein Whirlpool befindet sich im Garten.
Im Haus gibt es viele, viele Badezimmer. Rosenblätter in der Toilette,
Mit einem Badezimmer, was nur von zweien benutzt wird und mit einernicht klebrigen Küche, Einem Plasmafernseher, einem großem Garten und einmal über die Strasse und man kann für 1 dollar 20 einen großen Kaffee bei Starbucks bekommen.
Und es braucht genauso lange nach Downtown zu kommen, wie von der 49sten Straße.
Dort war ich heute übrigens.
Einmal mehr. Der Scheck, den sie mir versprachen in den Briefkasten zu legen, war natürlich nicht da - nur der grandiose Aschenbecher, den ich ihnen als Abschiedsgeschenk verehrt habe. Spass ich wohl nicht jedermanns Sache.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen