19

Und da wohnte ich nur noch alleine in der Wohnung, da die neunzehnjährige schwedische Friseurin es vorgezogen hat NICHT die Miete für den nächsten Monat zu bezahlen, sondern stattdessen die Biege zu machen...

Zur Vorgeschichte?

"Wo ist das Geld von Ambellina?", fragt mich Jocelyn - unsere Vermieterin mit ein oder zwei hochgezogenen Augebrauen.
"Ich weiss es nicht.", antworte ich und bin ehrlich, denn ich weiss es wirklich nicht. Habe keine Ahnung. Das was ich weiss ist, dass ich ihr zwei Tage vorher gesagt habe, dass wir jeweils am 21.sten die Miete bezahlen. Zwar jenseits von gängigen Mietverträgen, aber "What the hell...".
"Kannst Du ihr sagen, dass ich die Miete möchte?", fragt mich Jocelyn weiter und wieder nicke ich mit dem Kopf. Sowohl geistig als auch körperlich.

Ich unterlasse nichts unversucht und von meinem zehn Dollar Handy Fido Guthaben verschwende ich fünf Dollar, weil ich Ambellina innerhalb von drei Tagen drei SMS schicke, die alle sagen: "Jocelyn möchte die Miete. Bitte komm und bezahl die Miete."

In eben jenen drei Tagen gerate ich in Erklärungsnot und sage ein paar Mal:
"Ich bin nicht verantwortlich für Ambellina."
und bekomme sowohl von Jocelyn als auch von ihrer Partnerin dieselbe Antwort:
"Nein. Das bist du nicht."
Trotzdem kann ich nicht umhin, als mich verantwortlich zu fühlen und doch -

Die letzten vier Wochen mit Ambellina und das ungleich verteilte Gefälle von anfallendem Dreck, ausgefallenen Haaren im Badewannenausguss und getrockneten von Ambellina achtlos auf dem Küchenboden liegengelassenen Bohnen und meine Mühen diesen Dreck wegzumachen stehen in keinem Verhältnis zueinander.
Ich - die selbst - (siehe "Ecken des Grauens") nicht gerade zu den allersaubersten Personen auf dem Erdball gehöre, putze tatsächlich mehr, als dieses kleine verwöhnte Gör, die mich dann und wann - wenn ihr wieder einmal eingefallen ist, dass sie es versäumt hat, sich etwas zu Essen zu kaufen - mit grossen Augen ansieht und sagt:
"Kann ich eine Banane?"

Natürlich kriegt der dürre Dreckspatz mit den grossen Augen etwas zu essen von mir. Und sei es auch nur eine Banane.

Nach den drei Tagen taucht sie auf. Es ist Freitag abend. Ich bin verkatert, weil ich am Donnerstag auf der Fotovernissage von meinem Boss vom Cirque war und wir in irgendeiner Bar Downtown gestrandet sind, wo Cocktails und Cracker gereicht wurden und frage sie nur müde:
"Hast du meine Nachrichten bekommen?"
"Nein. ich hatte mein Handy nicht mit."
"Jocelyn will ihr Geld. Hast du ihr Geld?"
"Natürlich habe ich ihr Geld." Sie schaut mich anklagend an. "Was ist denn?"
Ich hasse diesen Blick. Dieser Blick: "Was weisst du schon von meinem Leben und lass mich gefälligst in Ruhe!". Dieser Blick, der aufzeigt, wie unweit sie von der Pubertät entfernt ist und dieser Blick, den ich - falls ich je eine Tochter haben werde - fürchten werde ...
Aber ich bin nicht ihre Mutter und ich habe keine Lust sie weiterhin in Schutz zu nehmen. Habe keine Lust und keine Energie ihr wieder einmal einen Gefallen zu tun und so sage ich nur:

"Klopf einfach an die Tür von Jocelyn und gib ihr das Geld. Sie ist nicht so böse... Du musst das nur klären."
Dass Jocelyn mir gesagt hat: "Es gibt die 3 Tage Ankündigung. Nach drei Tagen ohne Miete zu zahlen kannst Du rausgekickt werden. Ambellina ist jetzt schon 6 Tage überfällig."
Das ich daraufhin gesagt habe: "Aber sie hat das Geld. Ich weiss, dass sie das Geld hat..."
sage ich ihr nicht...

Ich sage weiter nichts, weil ich zu sauer auf dieses undankbare kleine Biest bin und geh nach draussen... setze mich zu Simba dem Hund und lese und rauche und lese noch ein bisschen und schaue später einen Film...
Ich höre, dass ihre dämliche Kollegin kommt, die Makeupartist bei Christian Dior ist und ich höre sie ein bisschen lachen.

Heute morgen dann - wieder die Frage: "Wo ist das Geld?"
"Ich habe sie gestern gesehen und ihr gesagt, dass sie mit dir reden soll.Ich dachte, dass hättet ihr geklärt?"
Und das dachte ich tatsächlich.
Nein...
Ambellina hat es vorgezogen...
Und das sehe ich erst, als meine andere Mitbewohnerin Ivette ihr einen Zettel mit der Aussage:
"Jocelyn möchte die Miete" in ihr Zimmer legen will ...
Ambellina hat es vorgezogen....

ZU GEHEN.

Still und heimlich. Ohne eine Notiz. Ohne ein Aufwiedersehen. Ohne ein "Dankeschön". Ohne irgendetwas. Ohne etwas zu klären. Ohne die einwöchige Miete zu bezahlen.

Abzuhauen...
Und ich glaube tatsächlich, dass das typisch 19 ist.

Verwundert über die egoistische Frechheit und die Spuckerei ins Gesicht kann ich nicht anders ... Ich breche, als ich ihr leeres Zimmer sehe - in ein grosses Gelächter aus.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

na dann bist du ja schon mal eine person los...fehlt nur noch jeremy...weiter so ;) habe tatsächlich meine karte schon bekommen grins grins grins...vielleicht sehen wir uns ja heute abend?wäre schön!bis ganz bald Yvonne

Anonym hat gesagt…

Humor hast Du !! Weiter so.

Anonym hat gesagt…

Du machst das schon gut !