Jobinterview am Canada Day


Es ist tatsächlich „Canada Day“ und man wünscht sich hierzulande „Happy Canadaday“ - was mich ein wenig verwundert hat, da ich davon nun überhaupt nichts wusste und mich umso mehr erfreut, als dass ich an einem solchen Tag die Ehre habe ein Jobinterview (mein erstes hier) zu „erleben“.

Der Cirque du Soleil (mittlerweile habe ich herausgefunden, dass es fünf gibt und einen sechsten der permanent in Las Vegas ist) sucht Menschen, die die Besucher fotografieren... Eben bei ihrem Besuch vom Zirkus.

Nun ja. Ich begebe mich direkt zum Zirkus, mache mich zu früh auf den Weg. Steige an Hastings/Main um und gehe die Hastings noch ein kleines Stückchen weiter – wo ich dann – laut Karte – links abbiegen muss.

Und wie bin ich erfreut, als ich einen Polizisten erblicke. Ich strahle ihn an, lese in ihn hinein wie er denkt: „Was macht die hier?“ und gehe mit dem Blick auf den Boden die schlimmste Gegend in ganz Kanada herunter.

Dass es die schlimmste Gegend in ganz Kanada ist erklärt mir der Security Guard, der vor dem Cirque du Soleil vor Gate 1 Schmiere steht und bewacht und checkt, was es halt zu bewachen und zu checken gibt.

Wir reden ein wenig über dies und das. Er erzählt mir, dass er die meiste Zeit dämliche Fragen von Passanten beantworten muss und die Frage: „Wo ist hier der Haupteingang“ mindestens fünfzig Mal am Tag beantworten muss. Er erzählt, dass er ein echter Vancouveraner ist und stolz darauf einer zu sein. Ein wenig schottisch sieht er aus ... Ein wenig britisch sieht er aus, wie er da steht – mit seinem „Security Guard Anzug“

Letzlich kommen noch ein paar andere zum Jobinterview und ich bezweifle kurzfristig, ob ich hier an der richtigen Stelle bin oder nicht schlicht und einfach unglaublich überqualifiziert.

Sommerjob – Schülerjob?

Als ich einen verpickelten sechzehnjährigen erblicke, der mir zuflüstert:

„Auch zum Jobinterview?“ erstarre ich innerlich und fühle mich alt. Ich könnte seine Mutter sein. Ich will nicht seine Mutter sein. Und als er mich dann mit zitternder Stimme fragt: „Bist du auch aufgeregt?“ und dabei ein klein wenig rot wird, beschliesse ich innerlich mir nicht allzu viel Mühe mit dem ganzen Dreck zu geben. Morgen gehe ich auf den Drive. Morgen suche ich mir nen Job bei Erwachsenen...

Letzlich geleitet uns ein grimmig aussehender und keineswegs schottisch aussehender Mann zur Showtime Präsenz, wo ein typischer Kanadier auf uns wartet. (ach ja – zwei Mädels um die 18 haben sich noch zu mir und dem sechzehnjährigen gesellt)

„Mit dir fange ich an!“, ruft er dem kleenen Jungen zu, der zur Salzsäule erstarrt und mit ihm auf die andere Seite (die schattige Seite) des Platzes geht.

Ich bin als nächstes dran und als er mich fragt, ob ich gerne etwas verkaufe, ob ich unter Druck arbeiten kann, ob es mir Spass macht mit Menschen zu arbeiten und ich all dieses mit einem

herzlichen Lächeln bejahe, kommt mir alles noch unwirklicher vor.

„Fragen?“, er lächelt mich unter seiner Sonnenbrille heraus an.

„Ja.“ - ich zögere „Können wir tatsächlich in das Zelt gehen?“

„Nein.“

„Was?“

„Ich organisiere die gesamte nordamerikanische Tour und I.C.H. War noch nichtmal in dem Zelt.“

„Ohh.“

„Ja. Schade ist es, nicht wahr?“

„Ja.“

Ich gehe. Er ruft an, ob ich den Job habe und ich denke bei mir (und sage es auch dem schottischen Security Guard) „Ach ... was..

PS: während des Schreibens klingelt mein Handy:

"Ist Marianne da?"

"Am Apparat..."

"Jemand hat sich den Fuss gebrochen... könntest du morgen anfangen?"

"Klar..."

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch zum ersten canadischen Job!!

Anonym hat gesagt…

Hach, ich will auch mal überqualifiziert sein!!

Und übrigens vermisse ich Dich im TV-Bereich!!

Hab trotzdem fun...