Mit dem festen Vorhaben in eine Bank zu stapfen und dort ein Konto zu eröffnen, fuhr ich heute downtown.
Und es heißt tatsächlich "downtown" - Da muss man nichts dazu erfinden. Es hört sich einfach hübsch an. Genauso hübsch, wie sich einst vor tausend Jahren der Straßenname 49ste Strasse Ecke Main Street super angehört hat, so hört es sich jetzt grandios an, wenn man sagt:
"Ich fuhr downtown".
Mittlerweile habe ich die zwei Dollar fünfzig für den Bus parat, nehme die Linie 3, steige an der Haltestelle Science World um in die Skytrain und fahre auf der Route "Expo" zum Waterfront Centre.
Und da sehe ich sie schon: Die Bank of Montreal und stelle mich brav an die Information, wo mir gesagt wird, dass sich gleich jemand um mich kümmern wird.
Kurz höre ich noch zu, wie die Dame an der Information in ihren Hörer ruft: "Ist Yang da? Ich brauche jemanden der chinesisch spricht. Oder Mandarin.", dann setze ich mich hin und lese in der Zeitung, dass Deutschland jetzt gegen Österreich spielen muss. Und das die Polen ...
Dann kommt Bev auf mich zu.
Eine vielleicht 25jährige, blonde und dünne Kanadierin, die mich in die Kellergewölbe der Zentrale der Bank of Montreal geleitet und dort zu ihrem Büro bringt.
In einer unglaublichen Sprechgeschwindigkeit erklärt sie mir, was für ein Bankkonto ich benötige und wie sich das alles darstellt. Immer wieder muß ich mir Zeit ausbitten, um zu lesen, was dort steht, um noch einmal nachzufragen und um bestätigend zu nicken, wenn sie mir erzählt, dass ihr Vater aus Deutschland kommt und sie mit einem Chinesen verheiratet ist.
"It is hard to learn chinese.", sage ich zaudernd, woraufhin sie vehement mit dem Kopf nickt.
"Yeah. I want to say: Hello. and I said: You're fat! My husband told me."
Ich gucke mich in ihrem Büro um, was nichts weiter ist, als ein kleiner abgeteilter Bereich in dem riesengroßen Untergeschoss und sehe ein Foto von ihr mit ihrem Mann an der einen Seite kleben.
Wenn sie nicht nickt und nichts erzählt,
sagt sie "Exactly" und strahlt mich an.
Oder sie sagt: "No Problem" und strahlt mich an
oder sie sagt: "Fine. Lets do it." und strahlt mich an.
Auf jeden Fall das strahlend amerikanische Strahlen, was ich bislang noch niemals live erlebt und doch allzuoft im Fernsehen gesehen habe. Da habe ich es. Das gute amerikanische Klischee sitzt justamente vor mir.
BEV...
Schließlich und Endlich will mir Bev noch eine Kreditkarte aufschwatzen, als ich es nicht zulasse, sagt sie:
"Fine. No Problem. Bye.", strahlt unglaublich wie eine Frau aus der Zahnreklame
und entlässt mich mit meiner neuen Bankkarte in die Freiheit.
Dass ich mir von Bev dann doch eine Kreditkarte hätte aufschwatzen lassen sollen, wird mir klar, als ich mir ein Handy kaufen möchte, wo mir Jonathan (den Namen weiss ich noch, weil er mir seine Karte gegeben hat - für Rückfragen) erklärt, dass ich ohne Kreditkarte kein Handy bekomme.
Aber es gäbe da eine Möglichkeit (ich übersetze sinngemäß)
"Du könntest in einen MoneyMart gehen. Das ist ein Ort, wo Du Deine Checks einlösen kannst und Billigkredite kriegst und Dir dort eine vorläufige Kreditkarte beschaffen. Sie muss auch nur zehn Dollar wert sein. Nicht mehr. Mit dieser "Kreditkarte" kommst du dann zu uns und wir haben die Kreditkartennummer, die wir benötigen, damit Du ein Handy bekommst."
und als ich dann sage
"Das ist eine Farce" (und auch im Englischen heisst Farce eben Farce)
bekomme ich ein grosses Lächeln und die Aussage:
"Genau. Das ist es. Da hast du es genau begriffen."
DANN gibt er mir seine Karte und ich überdenke mir den ganzen Mist nochmal.
Seltsame Ausschnitte des Lebens ...
Direkt am Waterfront Centre...
Und dann hat mich doch die Ignoranz des letzten Tages aufgespiesst, da ich mich selbst bislang nicht als eine Deutsche begriff, die nur Deutsche Biere trinkt und nichts anderes. Und so gehe ich zum Liquour Store 29ste Strasse Ecke Main Street und trete auf den Weihnachtsmann zu.
Er sieht genauso aus, wie der Weihnachtsmann.
Zwei Köpfe grösser als ich, mit einem langen weissen Bart, einer Brille und einem dicken dicken Bauch.
"Ich komme aus Deutschland und ich wollte kanadisches Bier probieren, was so ähnlich schmeckt wie Becks."
"Nichts schmeckt so gut wie Becks.", sagt er mir zu und geleitet mich zu den Bieren.
Es gibt das normale Bier und dann das "Crafts Beer", was mit viel mehr Prozenten Alkohol daherkommt, erklärt er mir und überlegt mit mir gemeinsam welches kanadische Bier mir wohl schmecken würde. Vielleicht das Honigbier?
Nach einer halben Stunde Verkaufsgespräch bezahle ich dann für irgendein kanadisches Bier was in British Columbia gebraut wurde einen ungeheuren Preis (wobei mir meine Mitbewohnerin sagte: Wieso? Dieselben Preise haben wir auch in Schweden.) und verlasse den Laden.
"Give me some money. I am scottish.", ruft mir ein heruntergekommener Mann hinterher, der sich vor dem Liqour Store aufgebaut hat, wo er wohl des öfteren etwas bekommt.
Die Schotten, denke ich und verfluche das Klischee.
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3 Kommentare:
Sometimes it's hart to be a marianne...sometimes it's hart to be german! Meine Güte...klingt ja alles ziemlich tubulent in deiner neuen Heimat Canada! Bitte mehr solche - alien in vancouver - geschichten.
Schmatzi
Jörg
---hard---nich'---hart----Deutsch---
Ob Bev auch mal bei Deiner Zahnhygienikerin war..?
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